#561

RE: Wald (FrostClan)

in FrostClan-Territorium Gestern 03:13
von Maulbeere | 5 Beiträge
avatar
Alter 12 Monde

@Flimmerpelz


Maulbeere stand still, hörte zu. Sie ließ seine Worte wie eine Brise an sich vorbeiziehen, doch der Klang blieb hängen – ein Gefühl, das in ihr aufstieg und in ihre Brust drückte. Flimmerpelz’ Stimme hatte sich verändert, wurde ruhiger, nachdenklicher. "Du klingst, als wärst du dein Leben lang auf dem Sprung gewesen." Vielleicht stimmte das, aber es war mehr als das. Es war ein Überlebenskampf, der sie formte, ein stetiges Weitergehen, um nicht zu zerbrechen. Ihr Leben hatte nie Platz für den Luxus von Ruhe gehabt.

„Ja, vielleicht“, murmelte sie schließlich, ihre Stimme war rau, aber nicht feindlich. „Vielleicht ist es so. Aber ich weiß nicht, ob ich je wirklich irgendwo angekommen bin, um es zu wissen.“ Ihr Blick driftete wieder in die Weiten des Waldes, als suchte sie nach einer Antwort, die sie nicht hatte.

Flimmerpelz trat näher, doch sie wich nicht zurück. Ihre Haltung blieb fest – unnachgiebig, wie der Stamm eines Baumes, der den Winden trotzt. Sie spürte seine Augen, die sie musterten, nicht mit der Skepsis eines Kriegers, sondern wie jemand, der etwas sieht, das er nicht ganz versteht. Sie verstand das Gefühl – es war, als ob er durch sie hindurchblickte, ihre Unsicherheiten, ihre Ängste, die sie so lange weggeschlossen hatte, als wären sie nichts weiter als Schatten.

„Du hast recht“, sagte sie nach einem langen Moment des Schweigens, ihre Worte wiegen schwer in der Luft. „Ich bin auf der Flucht. Aber... ich weiß nicht, ob ich es noch bin. Wenn man so lange rennt, weiß man irgendwann nicht mehr, ob man noch vor etwas wegläuft oder ob man nur noch... rennt, weil es alles ist, was man kennt.“

Ein bitterer Hauch entwich ihr, als sie das sagte, und für einen Augenblick brach die Fassade der Unnahbarkeit, die sie sich über all die Jahre aufgebaut hatte, ein Stück weit auseinander. Sie spürte es selbst – wie eine Wunde, die für einen Augenblick wieder schmerzte, nur um dann mit einem zähflüssigen, fast schmerzhaften Gefühl wieder zu heilen.

Flimmerpelz’ Worte zogen durch ihren Kopf, ließen etwas in ihr vibrieren. „Wenn du wirklich nur läufst – dann lauf weiter. Ich werd dich nicht halten.“ Der Gedanke daran, noch weiter zu laufen, fühlte sich seltsam leer an. Sie hatte nie aufgehört zu laufen, aber heute – in diesem Moment – war es, als ob der Weg einfach nicht mehr existierte. Es war, als stünde sie auf der Schwelle von etwas, das sie nicht fassen konnte.

„Und was dann?“, fragte sie schließlich leise, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Was, wenn man die ganze Zeit über nur läuft, aber nie weiß, wohin? Was bleibt dann?“ Sie drehte sich leicht, den Blick auf Flimmerpelz gerichtet, doch ihre Augen sprachen nicht von Trotz, sondern von einem tiefen, ungesagten Schmerz, der in den Ecken ihres Wesens lauert. „Was bleibt, wenn der Lauf zu Ende ist, und man einfach... nichts hat, wo man wirklich hingehört?“

Ein Hauch von Schwäche schlich sich in ihre Worte, doch sie kämpfte dagegen an. Sie konnte sich nicht fallenlassen – nicht jetzt. Doch Flimmerpelz’ Angebot, mit ihr zu sprechen, ohne Krallen, ohne sofortiges Urteil, schien wie ein Test. Ein Test, den sie nicht nur in ihm, sondern auch in sich selbst bestehen musste. Bleiben. Sie konnte bleiben. Oder sie konnte gehen. Aber was, wenn der Moment verstrich und sie nie wusste, ob es der richtige gewesen wäre?

„Du hast recht“, sagte sie erneut und streckte sich, den Kopf in den Nacken gelegt. „Ich habe nie wirklich gewusst, was es bedeutet, zu bleiben. Aber... vielleicht sollte ich es wissen.“

Langsam trat sie einen Schritt zurück, nicht aus Ablehnung, sondern aus einem unbestimmten Gefühl heraus, das sie nicht in Worte fassen konnte. „Vielleicht will ich nicht immer nur weglaufen. Aber ich will auch nicht glauben, dass das hier... das alles ist. Dass es nur darum geht, die Krallen zu zeigen, wenn man sich verletzt fühlt.“

Maulbeere drehte sich schließlich ganz um, und für einen Augenblick schien es, als würde sie sich auf etwas Neues einlassen – oder vielleicht nur auf etwas Unbekanntes, das sie noch nie gewagt hatte, zu berühren. Ihre Krallen fuhren nicht aus, und sie machte keinen Schritt in die Dunkelheit des Waldes. „Vielleicht ist es auch einfach, weil ich nicht mehr weiß, wie man bleibt.“

nach oben springen

#562

RE: Wald (FrostClan)

in FrostClan-Territorium Gestern 16:11
von Nelkenduft | 19 Beiträge
avatar
Alter Nicht angegeben

Nelkenduft nickte @Dunkel zu "Dem kann ich nur zustimmen. Selbst Krähenfraß riecht teilweise angenehmer." Die Kätzin leckte sich genüsslich über das Maul nachdem sie ihre Maus verspeist hatte. "Immerhin hat euer Wald etwas Gutes zu bieten."

nach oben springen

Admin des Forums: Schneestern
Besucher
0 Mitglieder und 11 Gäste sind Online

Wir begrüßen unser neuestes Mitglied: Wolkenflamme
Besucherzähler
Heute waren 470 Gäste und 13 Mitglieder online.

Forum Statistiken
Das Forum hat 272 Themen und 33382 Beiträge.

Heute waren 13 Mitglieder Online:
Amber, Distelglanz, Dämmer, Fuchspfote, Funkenflamme, Goldjunges, Habichtnacht, Maulbeere, Rosenzahn, Rotschimmer, Schattenjunges, Schneestern, Tümpelflut
Besucherrekord: 414 Benutzer (14.03.2025 07:29).

Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen